Munster in alten Ansichten
 
 

Quellen




Abschied von Munster (1917)


So hat denn die Stunde geschlagen, die all' wir ersehnten so oft,
Und dennoch, da sie gekommen, fast trifft sie uns unverhofft,
Die Stunde endlichen Scheidens von der Heide kampfdröhnenden Höhn,
Die uns von Mitte September bis Mitte des Jänner gesehn.

Wir kamen voll heiliger Freude hierher aus Westen und Ost
Und haben durch Tage und Nächte exerziert, gehört und geochst.
Manch Helden durften wir schmücken mit stolzestem Siegespreis,
Doch Manchem der Vielen erblühte wehmüt'ge Ersatz-Bataillons-Reis'.
Gar Mancher durfte hier bleiben, wenn And're gingen zur Bahn,
Die Gewehre, Stiefel, Spindschlüssel, die waren oft schuld daran.

Lebt wohl denn, ihr Villen von Munster, im herbstlichen Strurmeswehn,
Du Grenzbusch und Kronsbusch, Suroide, Ihr Emmans- und sonstigen Höhn!
Leb' wohl denn, du Stolz unsrer Kämpfe, du weite zerstampfte Flur,
Wo staunend Mancher entdeckte in sich die Feldherrnnatur.
Ihr Wälder, ihr Kummerländer mit wegedurchfurchtem Sand,
Leb wohl, du mein wind'ger, schlafschützender Unterstand.
In dir war Wochen und Monde für mich umschlossen die Welt,
Mir ist's, als ob noch ein Zauber an dich gefesselt mich hält.

Lebt wohl auch, ihr Mädels von Ülzen, von Hamburg und Bremen, der Stadt,
Ihr ließet öfters vergessen, wenn der Magen geknurrt uns hat.
Ihr Torten und Kuchen von Soltau, ihr bleibt in Erinn'rung zumal,
Wenngleich sie auch meistens waren kurz, niedrig, verschwindend schmal.
Du Honig aber von Munster, du warst der Retter in der Not,
Des Abends, Morgens, früh und späte verzehrte man sein Honigbrot.

Durch Emmingen ziehn wir noch einmal, durch Breloh und Ilster dahin,
Wie schallte in euren Straßen mein fröhliches Wanderlied!
Wann werden uns wieder umkosen die Bäder, warm oder kalt?
An ihre Stelle wird treten gar bald die Entlausungsanstalt.

Und all' euch zahllosen Baracken ich scheidend Grüße entbiet,
Ihr singt mir von Zucht und Ordnung, von Drillen und Schleifen ein Lied!
Dich aber grüß' ich vor allem, Baracke Nr. 5 samt Stall,
Die du uns heimisch geworden, heut dankbar zum letzten Mal!
Fahr wohl denn, du Munsterlager, marschfreudig stehn alle wir da
Und hoffen und sehnen nur eines:

Ein fröhliches Vorwärts!
Hurra!


aus: Gedenkblätter der 3. Kompagnie O.A.Ü.R. im Munsterlager, hrsg. von Hans Neumann, Munster 1917, S.8.

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