Feldpost und POW-Mail
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Von Ägypten über die USA nach Munsterlager
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Von Frankreich über Belgien nach Munsterlager
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Von Frankreich über die USA und Belgien nach Munsterlager
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Aus dem Offizierslager
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Lager B
No. 55 Afrika, 27.3.43 (erh.10.4.43)
Meine lieben Eltern!
Heute am Sonnabendnachmittag habe ich ein bißchen früher Feierabend gemacht. Ganz Feierabend ist ja noch nicht, denn ich muß noch zum Bataillon und Post holen, aber das mache ich erst gegen 2000. In der Feldeinheit ist es ja so, denn eigentlich Sonnabend und Sonntag gibt es hier nicht. …………….und muss zu jeder Stunde einsatzbereit sein.
So, nun zu Eurem Brief No.12 vom 17.3., den ich vorgestern erhielt, also sehr schnell, denn er ist nur 8 Tage gegangen. – Inzwischen werdet Ihr wohl auch meine erste Post aus Afrika erhalten haben. Schreibe doch mal, wie lange die Post gegangen ist. – Von den Päckchen ist leider immer noch nichts angekommen. Ich glaube, ich muß mich langsam damit abfinden, daß welche verloren gegangen sind.
Ja, was gibt es … neues in Afrika. Ich kann nichts schreiben, was ich so mache, schrieb ich ja schon im letzten Brief. – Vorgestern habe ich noch ein kleines Päckchen an Mutti abgeschickt. Bei der ……………. Gab es nämlich …………creme, die kann Mutti doch besser gebrauchen als ich. – Wie es hier unten aussieht , könnt Ihr ja aus den Wehrmachtsberichten hören. Wir selbst merken ja noch nichts davon, da die Front noch ein gutes Stück von uns weg ist. –Man erlebt auch ……….. nicht viel hier, denn wir liegen in einer einsamen Gegend an der Küste. Wir liegen zwar nicht weit von der Straße ab, aber trotzdem sieht man nichts Interessantes. Na, das wird sich wohl auch noch ändern. Man merkt eigentlich noch gar nicht richtig, daß man in Afrika ist. Die Hauptsache ist ja, daß es die Tropenzulage gibt. Die kriege ich ja erst in Deutschland. Hier bekomme ich alle 10 Tage 440.- fr also RM 22.- Aber alle wird das Geld trotzdem. Heute habe ich zwei 6x9 Filme erwischt. Das Stück für 20.- fr., also 1.-. Garnicht teuer also.
So, nun will ich aber schließen. Hoffentlich ist heute Post für mich dabei.
Recht herzliche Grüße Euer Kurt
No. 46
Hamburg 11.5.43 (Zurück an Absender! Unzustellbar. Nähere Nachricht abwarten.)
Mein lieber guter Junge!
Nachdem wir 4 1/2 Wochen kein Lebenszeichen von dir hatten, erhielten wir in einer Woche 5 Briefe und zwei Karten. Brief No 62, No 65, No 63, No 64, No. 66. Eine Karte vom 11.4. und eine Karte vom 17/4. Doch sind wir keineswegs ruhig. Es ist ja so vieles geschehen in der Zeit vom 22/4 bis jetzt. Dein letztes Lebenszeichen ist vom 22/4. Wir freuen uns, daß Du so viel Post von uns bekommen hast.Wir denken Tag und Nacht an Dich. Bist Du verwundet, oder gerettet, oder gefangen, wir müssen durchhalten und warten, was uns die Zukunft bringt. Wir denken dabei nur an Dich liebes gutes Guli. Post werden wir lange nicht erhalten von Dir. Wir wollen nur hoffen und wünschen, daß alles gut abgelaufen ist. Könntest uns wohl schon viel erzählen Guli liebes gutes. Ob Dich dieses Schreiben erreicht, wissen wir nicht. Aber ich mache den Versuch. Aus Deinen Briefen habe wir sehr viel herausgelesen. Und die Kämpfe drüben gehen weiter bis zum letzten Mann.
Für heute alles Gute und daß Dir nichts passiert ist Deine ………….Eltern.
P.W.Camp No 128, 25.5.43 (erh. 18.7.43)
Meine lieben Eltern! Ihr werdet schon mit Sehnsucht auf ein Lebenszeichen von mir warten. Also ich bin in amerikanischer Kriegsgefangenschaft und zwar seit dem 9.5. Es ging damals ja ziemlich schnell mit uns in Afrika zu Ende. Wir hatten alle noch auf einen Abtransport gehofft, aber unsere Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Dies Ungewiße vorher war nicht sehr schön, das könnt Ihr Euch denken. Augenblicklich befinde ich mich noch in einem Lager in Afrika. Die Behandlung ist ausgezeichnet. Desgleichen das Essen. Wir bekommen zu jeder Mahlzeit etwas dazu, meist Ananas, Birnen usw. Es gibt praktisch alles wie Schinken, Eier, Michsuppe usw. Zigaretten bekommen wir auch. Ihr braucht Euch also keine Sorge um mich machen. Auch gesundheitlich geht es mir sehr gut. Schreiben dürfen wir 1x die Woche. Also wird dieser Briefwechsel schon eine Verbindung ermöglichen. Meine einziger Sorge ist, daß Ihr immer in den Luftschutzkeller geht. Ein baldiges Wiedersehen und Grüße Kurt.
P.W.Camp No 128, 23.5.43 (erh.23.8.43)
Ich befinde mich in einem Amerikanischen Gefangenenlager.
Mein Gesundheitszustand ist gut.
Fort Reno, Oklahoma, 15.7.43 (erh. 13.11.43)
Ich befinde mich in einem amerikanischen Kriegsgefangenenlager.
Mein Gesundheitszustand ist: gut.
Kriegsgefangenen-Serien-Nr.: 8 WG/19 483
Bezeichnung des Kriegsgefangenenlagers: Fort Reno Internment Camp
Ort des Kriegsgefangenenlager: Fort Reno, Oklahoma
Fort Reno, 29.8.1943 (erh. 17.11.43)
Meine lieben, guten Eltern! Heute am Sonntag ist wieder ein Brief fällig. – Ich weiß bald nicht mehr, was ich schreiben soll, denn ich schreibe ja sozusagen „ins Blaue“, weil ich ja noch keine Antwort von Euch habe. – Ich habe eben noch ein bißchen auf der Schreibstube gearbeitet, aber ich habe jetzt Schluß gemacht, weil ich noch waschen muß. Das ist so Sonntagsbeschäftigung. – Morgen werde ich für drei Tage aus der Schreibstube verschwinden und wieder als Dolmetscher rausgehen und zwar zu einem Farmer. Das erste Kommando dieser Art. Aber es wird schon klappen. – Gestern hatten wir wieder einen Lagerabend. Es war einfach prima. Man kann nur staunen, dass mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, solche Sachen aufgezogen werden können. – Man bekommt nur immer Heimweh und Sehnsucht, wenn man so die deutschen Lieder hört. Na ja, man darf nicht weich werden. So, jetzt wieder Schluß. Für alle die herzlichsten Grüße und vor allen Dingen Euch alles Gute. Euer Kurt.
Fort Reno, 2.9.43 (erh. 20.11.43)
Meine lieben guten Eltern! Heute wieder ein Brief und zwar kann ich Euch zu meiner größten Freude mitteilen, daß ich einen Brief von Euch habe datiert vom 21.7. Ihr glaubt gar nicht, wie ich mich gefreut habe. Ich kam von der Arbeit zurück und da fand ich Euren Brief vor. Nach so langer Zeit das erste Lebenszeichen. Vor allen Dingen freue ich mich, daß Ihr gesund und munter seid. Ich kann von mir immer noch das gleiche sagen. Ihr ward demnach 11 Wochen ohne Nachricht von mir. Eine lange, ungewisse Zeit. Aber nun wißt Ihr ja, daß ich „Weltenbummler“ in den U.S.A. bin. – Sehr ärgert mich, daß meine letzten Filme verloren gingen, es waren viele Aufnahmen von mir dabei. Aber es ist ja kein Beinbruch. – Schreibt mir recht viel, damit ich Post bekomme. Ihr könnt ja denken, wie man sich hier über Post freut, soweit von der Heimat weg. – So, ich muß wieder Schluß machen. Also seid immer vorsichtig und grüßt mir Alle recht herzlich. Für Euch alles Gute und die herzlichsten Grüße Euer Karl.
Fort Reno, 17.12.43 (erh. ?44)
Meine lieben Eltern! Heute wieder ein Kartengruß. Achtet bitte auf die neue Anschrift. Dies „from“ im Absender hat nichts zu sagen für Euch. Wenn Ihr mir schreibt, schreibt den Nachnamen bitte groß und unterstreicht ihn. So, das wäre für heute alles. Also, nochmals, achtet bitte darauf. Die herzlichsten Grüße an alle und besonders Euch Euer Kurt.
Fort Reno, 19.12.1943 (erh. 23.4.44)
Meine lieben Eltern! Heute ist nun mittlerweile Goldener Sonntag geworden. Voriges Jahr habe ich mich auf Euer Kommen gefreut. Ja, wie schnell ist doch dies Jahr vergangen und wie viel habe ich in dieser Zeit erlebt und was habe ich alles gesehen. Aber hier in diesem Brief habe ich nicht Raum genug, Euch alles zu erzaehlen. Da muessen wir noch ein biszchen warten, bis ich wieder bei Euch in der Heimat bin. Ich will nur hoffen, dass dieser Tag nicht in allzu weiter Ferne liegt. Es wird sich ja einiges veraendert haben, bis ich wieder nachhause komme, aber Hauptsache ist, dass ihr gesund bleibt. Alles andere ist nebensaechlich. – Ja, was koennte ich Euch sonst neues schreiben? Eigentlich nichts. Denn die kleinen Sachen, die man hier im Lager erlebt, sind ja fuer Euch doch uninteressant. Und sonst erlebt man ja nichts. Was auch? – Aber ich habe noch etwas anderes. Koennt ihr nicht die Anschrift von Heini ausfindig machen. Ich moechte ihm gerne mal schreiben. Vielleicht kennt er mich gar nicht mehr, denn als er wegging, war ich ja erst fuenf oder sechs Jahre alt. Also denkt bitte mal daran. –Doch nun will ich allmaehlich schliessen. Achtet bitte auf meine neue Anschrift. Die herzlichsten Gruesse und alles Gute Euer Kurt.
Fort Reno, 23.12.1943 (erh.25.3.44)
Meine lieben Eltern! Morgen ist Heiligabend. Mehr denn je werden alle meine Gedanken bei Euch in der Heimat sein. Es ist der dritte Weihnachten, den ich nicht zuhause sein kann, aber nächstes Jahr werde ich hoffentlich wieder bei Euch sein. Doch nun alles Gute und herzliche Grüße an alle und besonders an Euch. Euer Sohn Kurt.
Fort Reno, 16.1.44 (erh. 31.3.44)
Meine liebe Eltern! Heute wieder ein Sonntagsgruß. Ich warte wieder mit Sehnsucht auf Post von Euch. Hoffentlich ist bald wieder ein Brief hier. – Sonst geht es mir noch gut. Dasselbe hoffe ich natürlich auch von Euch. – Wenn erst der Tag gekommen ist, wo wir wieder zusammen sein werden und so viel erzählen können. Ich glaube, ich könnte bald ein Buch schreiben. Ab und zu fallen mir Erlebnisse ein und dann scheibe ich meistens so ein bi0chen in mein Tagebuch ein, daß ich nicht alles vergesse, bis ich wieder in der Heimat bin. – Meine liebe Mutti! Jetzt will ich dir zum Geburtstag gratulieren. Hoffentlich kommt der Brief wenigstens einigermaßen zum richtigen Zeitpunkt an. Also für’s neue Lebensjahr alles Gute und recht viel Gesundheit. Leider kann ich Dir auch dieses Jahr nichts schenken, aber ich werde es nachholen. Doch nun recht herzl. Grüße Euer Kurt.
Fort Reno, 21.1.44 (erh. 26.3.44)
Meine lieben Eltern! Heute wieder ein kurzer Gruß. Gestern bekam ich Post. Aber nicht von Euch, sondern von Frl. Kulp. Kennt Ihr die? Ich bis jetzt ja noch nicht, aber ich werde mal einen Brief schreiben. Desgleichen werde ich mal an Goldammers Eltern schreiben. … von der Zensur geschwärzt … Recht herzl. Grüße Euer Kurt.
Fort Reno, 6.2.1944 (erh.25.5.44)
Meine lieben Eltern! Heute, an einem Sonntagmorgen wieder ein Gruss von mir. Ich warte schon wieder auf Post von Euch. Na, vielleicht kommt ja bald etwas. Neulich bekam ich einen Brief von einem Frl. Kulp. Zuerst als ich den Absender las, war ich natuerlich erstaunt, denn ich wusste ja nicht, wer das sein koennte. Aber als ich den Brief gelesen hatte, wusste ich so ungefaehr bescheid. Ich glaube Vati hat mir auch schon einmal ein Bild von ihr gezeigt. Aber ich habe es nicht mehr in Erinnerung. Doch ich habe mich sehr gefreut und finde es nett. Ich habe ihr auch gleich wiedergeschrieben. Vielleicht bekomme ich ja mal wieder Post von ihr, es ist immer eine kleine Abwechslung in meinem augenblicklichen Leben. – Die Anschrift von meinem Freund Walter hatte sie mir auch geschrieben. Leider kann ich ihm nicht selbst wiederschreiben, sonder ich habe an seine Eltern geschrieben. – Augenblicklich haben wir allerhand Abwechslung und Unterhaltung. Es ist bald jeden Abend etwas los. Mal Kino, mal ein Orchesterabend und Unterhaltungsabend oder Kammermusik. Unser Orchester ist nebenbei wirklich gut. – Ja, was gibt es sonst neues? Ich wuesste nichts. – Also fuer heute herzl. Gruesse Kurt.
Fort Reno, 24.2.1944
Meine lieben Eltern! Vorgestern bekam ich wieder Post von Euch. Ich habe mich natuerlich sehr gefreut. Ich hoffe, dass Ihr inzwischen auch schon wieder Post von mir erhalten habt. Das von euch erwaehnte Telegramm habe ich schon vor laengerer Zeit erhalten, wie ich auch schon schrieb. Haben Wucherpfennig’s schon mal Post erhalten? Gruesst sie doch bitte mal von mir. Recht herzliche Gruesse Euer Kurt.
Fort Reno, 5.3. 1944 (erh. 25.7.44)
Meine lieben Eltern! Heute wieder ein Sonntagsgruß von mir. Ich bekam vor einigen Tagen wieder einen Brief von Euch, wie ich Euch auch schon durch eine Karte mitteilte. Ich habe mich natürlich sehr gefreut, daß es Euch noch gut geht. Inzwischen werdet Ihr ja hoffentlich auch von mir mal wieder Post erhalten haben. Mir geht es sonst noch gut, als Ihr braucht Euch um mich keine Sorgen machen. – Nun hat Mutti bald wieder Geburtstag und ich bin wieder nicht daheim. Vor zwei Jahren hatte ich das Glück auf einem kurzen Wochenendurlaub gerade zuhause zu sein, erinnert Ihr Euch noch? Na, und wie ich den letzten verbrachte, schrieb ich ja schon mal. Aber nächstes Jahr möchte ich gerne wieder in der Heimat sein vor allen Dingen zur Silberhochzeit. Ja, das sind so meine Gedanken. Na, das wäre für heute alles. Recht herzliche Grüße und alles Gute Euer Kurt.
Fort Reno, 16.3.44 (erh. 28.7.44)
Meine lieben Eltern! Heute nur ein kurzer Gruß. Mir geht es noch gut. Von Euch hoffe ich dasselbe. Ich warte mal wieder auf Post von Euch. Hoffentlich kommt bald etwas. Sonst wüßte ich nichts Neues. – Wie geht es eigentlich Fam. Kleinau? Grüßt sie doch bitte mal von mir. Für heute alles. Recht herzliche Grüße Euer Kurt.
Fort Reno, 4.5.1944 (erh. 28.9.44)
Meine lieben Eltern! Heute wieder ein Gruß von mir. In der Zwischenzeit erhielt ich wieder ein Paket von Euch. Recht herzl. Dank dafuer. Auch Post kam wieder. Meine Freude war wider gross. Hoffentlich habt Ihr auch mal wieder von mir gehoert. – Wie geht es Euch? Geht es Mutti wieder besser? Mir selbst geht es noch gut. – In Kuerze wieder ein Brief von mir. Bis dahin alles Gute und recht Herzl. Gr. Euer Kurt.
Fort Reno, 10.5.1944 (erh. 17.1.45)
Meine lieben Eltern! Heute erhielt ich wieder einen Brief von Euch. Es tut mir sehr leid, dass Ihr solange keine Post von mir erhalten habt. Hoffentlich ist nun in der Zwischenzeit etwas von mir gekommen. Ich kann mich eigentlich in der letzten Zeit nicht beklagen. Aber Ihr koennt beruhigt sein, mir geht es gut. Wie geht es Euch? Ich will nur das beste hoffen und wuenschen. Recht herzl. Gr. Fuer heute Euer Kurt.
Fort Reno, 21.Mai 1944 (erh. 30.10.44)
Meine lieben Eltern! Heute wieder einen Sonntagsbrief von mir. Mir geht es noch gut, nur habe ich in der Zwischenzeit keine Post von Euch erhalten. Hoffentlich kommt die Tage etwas. Das Wetter ist hier jetzt schon wieder ziemlich heiss geworden. Heute ist es drueckend schwuel draussen, es wird wohl noch ein Gewitter eben. Ich bin auch schon wieder ziemlich braun, trotzdem ich ja wenig im Freien bin. – Gestern wurde unser Biergarten bei der Kantine eröffnet. In der Kantine war es jetzt schon ziemlich „warm“. Das koennt Ihr Euch ja denken. Es war ganz nett gestern abend. Unsere Kapelle hat nette Musik gespielt. Es fehlte nur noch eine Tanzflaeche und Maedels. Aber das kommt wohl auch bald wieder. – Wir haben in der letzten Zeit sehr viele Schallplatten vom Roten Kreuz bekommen Jede Kp. hat ja einen Plattenspieler und Radio, also fuer Musik ist immer gesorgt. – Ich habe mir vor kurzem eine Armbanduhr gekauft. Also habe ich jetzt zwei, wenn meine alte noch vorhanden ist. Aber Vati schrieb mir ja damals noch nach Afrika, dass sie wieder heil ist. – Doch nun will ich allmaehlich Schluss machen recht herzliche Gruesse an Alle und besonders an Euch Euer Kurt.
Fort Reno, 28. Mai 1944 (erh. 30.10.44)
Meine lieben Eltern! Pfingsten! Heute denke ich wider besonders viel an Euch. Was Ihr wohl macht? Vor zwei Jahren war ich ja vom Lazarett aus zuhause. Wißt Ihr noch? Otto war damals auch gerade auf Urlaub. Ja es waren schöne Tage. – Post habe ich immer noch keine von Euch. Wie steht es mir Euch? Habt Ihr schon mal wieder Post von mir bekommen? Ich will es nur wünschen, Ihr wißt ja selbst, daß es nicht schön ist, immer auf Post zu warten. – Das Wetter ist weniger pfingstmäßig. Es ist nicht kalt, aber der Himmel ist grau und es sieht nach Regen aus. – Mir selbst geht es sonst noch gut. Gesund bin ich auch noch. Ich bin überhaupt noch nicht krank gewesen seit ich hier bin. Na, hoffentlich bleibt es so. – So, nun alles Gute und recht herzliche Grüße Euer Kurt. – Grüßt bitte alle recht herzlich von mir!
Fort Reno, 8.6.44 (erh. 10.1.45)
Meine lieben Eltern! Die letzten Tage bekam ich wider Post von Euch. Ich freue mich, daß alles noch soweit in Ordnung ist. Mir selbst geht es auch noch gut. – Von der Dini bekam ich auch Post. – Vatis Urlaub wird ja inzwischen auch vorbei sein. – Doch für heute Schluß. Recht herzliche Grüße und alles Gute Euer Kurt.
Fort Reno, 25.6.44 (erh. 27.9.44)
Meine lieben Eltern! Heute wieder ein Sonntagsgruß von mir. In den letzten Tagen bekam ich wieder Post von Euch. Es ist ja gottseidank alles noch beim alten. – Hier in Oklahoma ist es wieder wärmer geworden, mir reicht es wieder. Man schwitzt von morgens bis abends. Na ja, auch der Sommer geht wieder vorüber. Vielleicht bin ich im nächsten Sommer schon wieder zuhause. – Ja, was soll ich sonst neues berichten? Ein Tag nach dem anderen geht vorbei. In meiner Freizeit spiele ich augenblicklich wieder viel Tischtennis. Zum Lesen komme ich augenblicklich wenig, denn am Tage ist es zu heiß und abends gehe ich gerne spazieren, um Abkühlung zu haben. Na ja, außer der Hitze geht es mir sonst gut. So, jetzt muß ich allmählich in die Kantine, sonst wird das Bier warm Recht herzl. Grüße Euer Kurt.
Fort Reno, 6.7.44 (erh. 2.11.44)
Liebe Tante Martha! Heute wieder ein Kartengruß von mir. Vor einigen Tagen erhielt ich einen Brief von Dir. Ich habe mich sehr gefreut. Ich freue mich, daß es Dir noch gut geht. – Mir selbst geht es auch gut. Ja, es wir bald ein Jahr, solange bin ich schon hier. Aber trotzdem ist mir die Zeit eigentlich schnell vergangen. Doch nun herzl. Gr. Dein Kurt.
Fort Reno, 9.7.1944 (erh. 29.12.44)
Meine lieben Eltern! In der letzten Woche bekam ich wieder Post und zwar von Ende April. Ich habe mich natürlich sehr gefreut. Es ist ja alles noch in Ordnung zuhause. Mir selbst geht es auch noch gut. Heute regnet es zum ersten mal seit langer Zeit wieder. Es ist direkt eine Wohltat. Was Ihr wohl jetzt gerade macht? Vielleicht seid Ihr im Kino oder bei Hidling? – Habt Ihr eigentlich meinen Ring noch? Das würde mich sehr freuen, wenn Ihr ihn noch hättet. – Wie ist es eigentlich mit einem Bild von Euch? Ich hätte gerne mal eins gehabt. Das einzige, was ich habe, ist aus Hützel, wo ich damals im Lazarett lag. Ja, das ist nun auch schon wieder über zwei Jahre her. – Ja, sonst wüßte ich nichts neues. – So, ich muß noch in die Kantine gehen und dann werde ich ein bißchen herumlaufen, denn es ist schön draußen. Recht herzliche Grüße an alle Euer Kurt.
Fort Reno, 14.7.44 (erh. 25.10.44)
Meine lieben Eltern! Heute nur ein kurzer Gruß. Mir geht es noch gut. Von Euch hoffe ich dasselbe. Gestern bekam ich wieder Post von Frl. Kulp. Ich hatte mich schon auf ein Bild gefreut, aber leider vergebens. Ich bin doch neugierig, wie sie eigentlich aussieht. Doch nun recht herzliche Grüße Euer Kurt.
Fort Reno, 30.7.1944 (erh. 8.11.44)
Meine lieben Eltern! Wie immer, als Abschluß des Sonntags, ein Brief an Euch. Ein heißer Tag geht wieder vorüber. Jetzt ist es fast sieben Uhr abends und es ist immer noch glühend heiß draußen. Als, Ihr macht Euch keinen Begriff, was ich hier schwitze. Man braucht sich nicht zu bewegen und trotzdem schwitzt man. Aber doch so allmählich gewöhnt man sich an die Hitze. Es ist ja nun der zweite Sommer hier. Ich bin, außer einer Erkältung, noch nie krank gewesen. Allerdings hatte ich eine Zeitlang mit meinen Zähnen zu tun. Ein Zahn ist mir auch gezogen worden. – Vorgestern erhielt ich wieder einen Brief von Euch und zwar vom Ende Mai. Euer Bild habe ich noch nicht, aber es wird wohl bald kommen. – Doch für heute alles Gute und herzl. Gr., auch an Seidlings, Kurt.
Fort Reno, 13.8.1944 (erh. 12.3.45)
Meine lieben Eltern! Heute, zum Abschluß des Sonntags, wieder ein brief an Euch. Im letzten Brief von Euch war das angekündigte Bild. Ich habe mich natürlich sehr dazu gefreut. Ich finde, Ihr seht beide sehr gut darauf aus. Mur Vati scheint noch ein paar graue Haare dazubekommen haben oder scheint es nur so? – In Eurem Brief schreibt Ihr mir, daß Inge heiraten will. Wie kommt sie denn auf die Idee? Ich glaube, an diesen Rolf kann ich mich noch flüchtig erinnern. Er ist doch sicher auch Soldat. Eigentlich ist sie ja noch ein bißchen jung mit ihren einundzwanzig Lenzen, aber sie muß ja wissen, was sie macht. Aber bei mir braucht Ihr in der nächsten Zeit noch keine derartigen Befürchtungen zu hegen! Ein paar Jahre wird es wohl noch dauern, bis ich soweit bin. Doch für heute recht herzliche Grüße, auch besonders an Seidlings Euer Kurt.
Fort Reno, 9.9.44 (erh. 28.3.45)
Meine lieben Eltern! Heute wieder ein Gruß an Euch. Mir geht es noch gut. Ich hoffe, dass bei Euch auch noch alles in Ordnung ist. – Vorige Woche bekam ich wieder Post von Euch. Auch die Wini schrieb mir. Von Liebschitz bekam ich auch Post. Frl. Kulp hat mir auch geschrieben und ein Bildchen geschickt. Also Ihr seht, Post bekam ich genug in der letzten Zeit. Ja, sonst wüßte ich nichts neues zu berichten. Das Wetter hier ist ziemlich kühl geworden, ganz im Gegensatz zum vorigen Sommer. – Habt Ihr mal etwas von Dierck gehört? Ich möchte gerne wissen, wo er steckt. Na ja, so ungefähr kann ich mir denken, wo er ist. Ich glaube, es wird ein schöner Tag werden, wenn wir uns alle gesund in der Heimat wiedersehen werden. – Ja, das wäre alles. Recht herzliche Grüße und alles Gute Euer Kurt.
Fort Reno, 6.10.1944 (erh. 7.4.45)
Meine lieben Eltern! Ich erhielt wieder Post von Euch, auch das Telegramm. Es tut mir leid, daß Ihr so wenig Post bekommt. Ich schreibe noch an die alte Adresse. Mir wäre es lieber gewesen, wenn Ihr noch in Rahlstedt wohnen würdet. Na, hoffentlich habt Ihr inzwischen Post von mir bekommen. Alles Gute und herzliche Grüße Euer Kurt.
Fort Reno, 22. Oktober 1944 (erh. 2.1.46)
Meine lieben Eltern! Heute, an einem herrlichen Herbstsonntag, wieder ein Gruß von mir. Gestern bekam ich Post von Tante Martha. Dankt ihr bitte recht herzlich von mir, ich werde ihr bald mal schreiben. Auch von Frl. Kulp bekam ich wieder Post. Sie ist wohl viel bei Euch, wie sie mir schrieb. – Jetzt sind es schon über zwei Jahre her seitdem ich das letzt Mal zuhause war. In der Zwischenzeit hat sich wohl einiges verändert, doch die Hauptsache ist, daß Ihr mir gesund bleibt, bis ich wieder bei Euch bin. – In der nächsten Zeit werde ich wohl ein Bild von mir schicken können. Wißt Ihr eigentlich noch, wie ich aussehe? Könnt Ihr mir nicht mal wieder ein Bild von Euch schicken? Ich habe ja mal eins von Euch bekommen, doch ich hätte gerne noch ein anderes. Ja, für heute muß ich schließen. Ich wünsche Euch alles Gute und herzl. Gr. Euer Kurt.
Fort Reno, 2.April 1945 (erh. 29.1.45)
Meine lieben Eltern! Nun ist das Osterfest auch wider vorüber. Ich hoffe doch, daß ich in einem Jahre wieder bei Euch sein kann. Oder meint Ihr nicht? – Wir hatten ganz schönes Wetter. Hier wird es jetzt auch schon wieder wärmer. – Ja, wie lange dauert es noch, dann bin ich schon zwei Jahre in Gefangenschaft. Eigentlich eine lange Zeit und trotzdem ist sie mir schnell vergangen. Aber das liegt wohl daran, daß ich immer beschäftigt war. Ohne Arbeit wäre es auch schlecht. Außerdem lese ich sehr viel in meiner Freizeit. Na ja, da habe ich ja früher auch viel getan. – Hier in der Gefangenschaft habe ich eigentlich erst richtig kennengelernt, was es heißt, einen Freund zu haben. Doch ich schrieb Euch doch schon mal von ihm. Auf dem Bild, welches ich Euch schickte, ist er ja auch drauf. – So, das wäre für heute alles. Ich wünsche Euch alles Gute und recht herzliche Grüße Euer Kurt.
Ft. Reno, 20.4.45 (erh. 17.12.45)
Meine lieben Eltern! Wie geht es Euch? Ich hoffe doch sehr, daß alles noch in Ordnung ist. Ihr könnt Euch denken, daß ich viel an Euch denke. – Mir selbst geht es gut, auch gesundheitlich ist alles in Ordnung. – Grüßt bitte alle recht herzlich von mir. Was machen Seidlings? Alles Gute und recht herzliche Grüße Euer Kurt.
Munster, 7.Mai 1946
Meine lieben Eltern!
Ich habe heute schon einen Brief an Euch geschrieben und zwar an Seidling’s Anschrift in Berne. Ich hoffe, daß Euch beide erreichen.
Bin hier in Munster und warte auf die Entlassung. Wie lange es dauert, weiß ich nicht. Es kann Tage, aber auch Wochen dauern.
Über meinen Weg von Amerika bis hierher, später alles mündlich. –
Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen. Es geht mir gut. Von Euch hoffe ich dasselbe. Wenn Ihr schreiben wollt, Adresse auf dem Umschlag. Besuch kann ich auch empfangen. Aber das kann ich Euch nicht zumuten. Wahrscheinlich ist die Verbindung schlecht. Und wahrscheinlich bin ich in der Zwischenzeit zuhause. Falls wir hier lange bleiben müssen, kann man ja mal sehen. So, für heute alles Gute und recht, recht herzl. Gr. Euer Kurt.
Munster, 8.Mai 1946
Meine lieben Eltern!
Ich habe Euch jetzt bereits zwei Mal geschrieben. Ich hoffe, daß Ihr beide Briefe erhalten habt. Wie ich Euch schon schrieb, stehe ich vor der Entlassung. Wann das ist, weiß ich nicht. Ich hoffe nur, daß es bald ist.
Gestern schrieb ich Euch, daß Ihr mich besuchen könnt. Ich weiß nur nicht, wie es mit den Zugverbindungen oder mit der Unterkunftsmöglichkeit hier ist. Man kann einmal am Tag eine Stunde Besuch empfangen. Wenn es irgendwie geht, kommt bitte. Ich würde mich bestimmt sehr freuen. Aber wenn, dann bitte sofort, denn ich weiß ja nicht, wie lange ich noch hier bin.
Vielleicht bin ich ja in der Zwischenzeit zuhause, aber ich glaube es nicht, wenn ihr bald kommt.
Morgen habe ich 3jähriges Jubiläum. Allerdings eins trauriger Art. Doch sonst geht es mir gut.
Von Euch hoffe ich dasselbe. Wenn Euch nur meine Post erreicht. Denn die letzte Anschrift, die ich habe, ist Kaiser-Fr. Ufer. Ich nur das beste hoffen.
Über meinen Weg von den U.S.A. bis hierher später alles mündlich.
So, das wäre für heute alles. Recht herzliche Grüße und alles Gute, auch Grüße an Frl. Kulp.
Euer Kurt.
Munster, 9.Mai 1946
Meine lieben Eltern! Dies ist der 4. Brief, den ich an Euch schreibe. Einen habe ich an die Anschrift Kaiser.Fr. Ufer geschickt, die anderen an Seidlings in Berne. Ich nehme ja an, daß Seidlings doch draußen wohnen. Der letzte Brief von Euch war von April 45. Also über ein Jahr alt. Aber ich nehme doch an, daß Ihr die letzten Kriegstage auch gut überstanden habt.
Von Amerika habe ich nach Kriegsende 2x schreiben können. Einmal im Juli 45 und einmal im Jan.46. Hoffentlich hat Euch die Post erreicht. In Ft. Reno bin ich bis Ende Juli 45 gewesen. Dann kam ich nach Roswell in New Mexico. Dort bin ich bis Ende Jan. dieses Jahres gewesen. Dann war ich noch in Lagern in Louisiana, Virginia, New York. Von New York sind wir am 14. April ab gefahren. War dann kurze Zeit in Frankreich. Von Frankreich ging es nach Oberbayern. Wir sind dort von Amerikanern entlassen worden. Sind dann nach hier in die brit. Zone gekommen und warten. Hoffentlich nicht mehr lange. – Wie ich schon schrieb, könnt Ihr mich besuchen. Aber kommt dann, wenn es möglich ist, sofort. Denn ich weiß ja nicht, wie lange ich noch hier bin.
Heute habe ich 3jähriges Jubiläum. Hoffte heute schon zuhause zu sein. Also hofft mit mir, daß es nicht mehr lange dauert.
So, das wäre für heute alles. Recht herzliche Grüße
Euer Kurt.
Munster, 21. Mai 1946
Meine lieben Eltern! Entschuldigt bitte, daß ich diesen fleckigen Brief benutze, aber er ist der letzte der Mohikaner. Ich lege auch einen Brief an Frl. Kulp mit hinein. Gebt ihn ihr bitte.
Mir geht es noch unverändert. Meine Zeit vertreibe ich mir seit ein paar Tagen mit Holzhacken + Sägen. Das bringt immerhin Zusatzverpflegung ein. Und außerdem ist das Holz für die Küche! Und die Zeit vergeht auch besser dabei.
Von Entlassung ist augenblicklich wieder die Rede. Ein Gerücht jagt das andere. Mal so, mal so. Ich wollte es wäre bald soweit. Die Warterei macht mich ziemlich nervös. Meine Nerven sind sowieso nicht mehr die besten. Das bedeutet nicht, daß ich hochgradig nervös bin, aber der Krieg und die Gefangenschaft hat mich doch mitgenommen. Augenblicklich habe ich auch wieder Rheuma. Ich war letzten Winter deshalb längere Zeit in Behandlung. Aber es ist besser geworden. Der Krieg war eben für uns alle nicht so leicht. Aber es werden auch wieder bessere Zeiten kommen. Besuch ist augenblicklich auch wieder frei. Vielleicht kann Mutti ja mal herkommen. Auch wenn sie vielleicht einen Tag oder zwei hierbleiben muß. Allerdings nur, wenn Mutti Zeit hat. Vati wird ja schlecht abkommen können.
Alles Gute, viele Grüße an Euch und Tante Martha
Kurt
Munster, 30. Mai 1946
Meine lieben Eltern!
Heute wieder ein kurzer Gruß. Gestern abend schrieb ich Euch ja schon, daß es wahrscheinlich bald soweit ist. Heute morgen mußten wir unsere Bescheinigung von Ft. Eustin vorlegen und danach wurde ein Vermerk auf unseren Entlassungspapieren gemacht. Also ich nehme an, daß wir die längste Zeit in Munster gewesen sind.
Also hoffentlich klappt es bis Pfingsten. – Mutti schrieb, daß ihr nach Segeling geschrieben habt. Ich dachte, Vati würde die Sachen haben. Hoffentlich mache ich den Leuten nicht zuviel Arbeit. Heute ist ja Vatertag, doch ich kann Vati nichts schenken. Das werde ich später nachholen.
Daß Sonntag Muttertag war, habe ich zu spät gemerkt.
Heute sind wir auch noch mal geimpft worden. Hoffentlich war es das letzte mal.
So, das wäre alles für heute. Recht herzliche Grüße
Euer Kurt
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Munster-Lager, den 10. 9.46 (abgestempelt 13.9.)
Meine geliebte Ursel.
Nachdem ich dir gestern einen Brief geschrieben habe, heute nun eine Karte. Leider ist auch hier die Anzahl der Briefe begrenzt,
so dass ich nicht schreiben kann so oft ich möchte. Ein Vorteil ist allerdings, dass die Länge der Briefe nicht vorgeschrieben ist.
So habe ich die Zeilen für Dich in einen Brief an meine Eltern gelegt, worüber Du doch nicht böse bist, nicht wahr? Nun hier hat sich in den zwei Tagen unseres Hierseins noch nicht viel geändert. Außer der üblichen Umzieherei. Über unsere Zukunft wird wahnsinnig viel erzählt, so dass es Nerven kostet beim Anhören dieser Sachen. Am meisten Sorge macht mir die England-Parole, denn da habe ich wirklich keine Lust zu, wenn man dort auch nicht hungern brauchte. Du weißt ja, ich möchte zu Dir und meinen Eltern und sonst nichts. Alles werde ich versuchen um dies zu erreichen. Im alten Lager hat man uns ja wieder ganz toll belogen, wie das überhaupt hier so üblich ist. Am Tage fahren die Gefangenenzüge nach Deutschland und wie sie nachts fahren weiß ja keiner. Nun das ist nun mal so und leider nicht zu ändern. So geht es Tausenden und nicht nur mir allein. Trotzdem habe ich die Hoffnung, dass wir uns hier noch einmal sehen. Sobald es erlaubt ist, Besuch zu empfangen, teile ich es Dir mit. Es wäre schade wenn ich die schönen Sachen, welche ich bei mir habe, wieder verlieren würde. - Eine Stimmung ist bei uns, toller als in den ersten Tagen meiner Gefangenschaft. Ist ja auch kein Wunder, denn ein jeder hatte sich Hoffnung gemacht in seine Heimat zu kommen. Aber leider! Nun möchte ich schließen. Es verbleibt mit vielen herzlichen Grüßen für Dich,
Dein Horst
Munster- Lager, den 13.9.1946 (abgestempelt 16.9.)
Meine geliebte Ursel!
Heute nun ein kleiner Brief für Dich. Meinen ersten Brief, welcher ja nicht direkt an Dich adressiert war, hast Du hoffentlich erhalten. Darin teilte ich Dir alles Interessante über unsere Verlegung nach hier mit. In der Zwischenzeit hat sich nun herzlich wenig ereignet, was unser Schicksal ein wenig erhellen würde. Wieder einmal verspricht man uns viel und wird es nicht halten wie das bisher so üblich war und weiterhin sein wird. Angeblich sollen wir von heimatlosen Leuten abgelöst werden, was natürlich keiner glaubt, denn vor einem Jahr schon hatte man uns ähnliches versprochen. So ging das bis jetzt fort und ein Ende ist nicht abzusehen. Trotzdem bin ich nicht hoffnungslos, denn wir sind ja nun schon mal in Deutschland und das ist viel wert. Allerdings so viel Stacheldraht und Bewachung wie hier habe ich bisher nirgends gesehen. Wie ein Schwerverbrecher komme ich mir vor. Doch ich habe nur ein Lächeln dafür so wie ich alles jetzt nicht mehr so schwer nehme. Man gewöhnt sich eben an alles. Die Hauptsache ist natürlich die Hoffnung, dass wir uns bald einmal sehen dürfen. Sollte ich noch nicht nach Hause kommen können, so wirst Du mich doch vielleicht besuchen und dieser Gedanke lässt mich schon ein wenig lächeln. Leider ist es noch immer verboten Besuch zu empfangen; für Offiziere und somit auch für uns. Wirst Du mir in Deinem nächsten Brief Deine Ansicht darüber mitteilen? In der nächsten Woche kann ja schon eine Antwort von Dir hier eintreffen, denn die Post geht ziemlich schnell. Soeben teilt man uns sogar mit, dass wir sogar Urlaub bekommen können. Nur in die britische Zone und ausnahmslos "dringenden Fällen". Das wäre ja auch noch so eine Sache. Allerdings bräuchte man dazu eine Unterlage in Form eines Briefes usw. 1943 habe ich letztmalig Urlaub gehabt und war seitdem nicht wieder irgendwie zu Haus. […] Mehrere Jahre unseres Lebens sind zwar nutzlos vertan, doch das soll uns nicht hindern die Zukunft ganz schwarz zu sehen? [sic!] […]
Dein, in Gedanken immer bei Dir weilender, Horst
Munster -Lager, den 15.9.46 (abstempelt am 18.9.)
Meine geliebte Ursel!
Wie schon so oft am Sonntag, auch heute wieder ein paar Zeilen für Dich. Eine Sonntagsstimmung haben wir hier gerade nicht, denn wenn man draußen die Zivilisten spazieren sieht und man hier drin im Käfig sitzt wie ein Schwerverbrecher, es fehlen nur noch die Handschellen, dann wird es einem doch ein wenig anders zumute. Heute sind wir nun besonders bedrückt, denn ein Kamerad erfuhr soeben, dass seine Mutter vom Ruhrgebiet bis hier gefahren ist und ihn doch nicht sehen durfte. Vor zwei Tagen war sie schon hier und hat ein Paket für ihn abgegeben. Ist das nicht eine große Gemeinheit, den Mann nicht einmal zu benachrichtigen? In allen Teillagern ist allgemeiner Besuch erlaubt, nur gier in diesem Kriegsverbrecher-Käfig nicht. Hier sitzen nur Militaristen und politisch belastete Offiziere. Dagegen sind wir paar Landser als vollkommen unbelastet erklärt, denn alles was sich von uns früher mal politisch betätigt hatte, ist vor einem halben Jahr schon nach England gewandert. So sind wir schwer verbittert, dass wir mit diesen Herren gleichgestellt werden in dieser Beziehung, dagegen was Marketenderware usw. anbetrifft ausgeschaltet sind. Das tollste ist nur; man hat uns ja hier hineingezwungen und einfach den Namen "Putzer" gegeben. Laut Genfer-Convention brauche ich als Uffz. Keine Putzerdienste leisten und sitze nach wie vor nur herum. Nun wir hoffen ja alle, dass hierin noch einmal eine Änderung eintritt, denn dies ist ja auf die Dauer ein unhaltbarer Zustand. Mir ist momentan alles gleich was man mi mir macht, aber hier unter diesen Herren verkommen, ist wirklich nicht mein Fall. Denn habe ich doch auch den Wunsch mich nur einmal mit Dir zu unterhalten, was solange ich hier in diesem Lager bin, unmöglich ist.
[…] Wie ich deinen Zeilen entnehme, hattest Du lange keine Nachricht von mir. Dies ist mir unverständlich, denn ich habe immer regelmäßig geschrieben bisher. Nun die Post ging eben sehr unregelmäßig von dort. Hier in Deutschland wird es ja etwas besser sein. […] [M]an hat uns ja wieder einmal viel versprochen., Wäre das nicht wunderbar, wenn Du nicht mehr allein sein würdest? So richtig kann ich mir das gar nicht vorstellen, wieder einmal Mensch unter Menschen zu sein. Hier hat man immer das Gefühl eines minderwertigen Lebewesens. Nicht nur mir allein geht es so, auch allen meinen Kameraden, die wir hier einfach eingesperrt sind. […]
Dein Horst
Munster-Lager, den 17.9.1946 (abgeschickt im selben Brief wie oben)
Meine liebste Ursel!
An einem herrlichen Vormittag nun wieder ein paar Zeilen für Dich. Dies ist ja noch die einzige Beschäftigung für mich. Auch habe ich heute wieder einen besonderen Grund, denn ich kann Deine lieben Zeilen vom 25. August beantworten, welche mir ein gestern angekommener Kamerad aus Belgien mitbrachte. Es war mir eine große Freude wiederum ein paar Zeilen von Dir zu erhalten, und so danke ich herzlich dafür. Nun, liebste Ursel, es tut mir wirklich leid, dass Du solange nichts von mir hörtest. Doch ich kann Dir versichern, ich werde Dich nie vergessen und alles tun was in meinen Kräften steht. Wie schon einmal erwähnt wird es von hier ja besser sein mit der Postverbindung. Deine Sorgen, liebe Ursel, waren unbegründet, denn mir geht es nach wie vor gut. Wenn auch das Leben hier lange nicht so angenehm ist wie in Belgien, betreffs Verpflegung und Behandlung, so wird es doch noch besser sein als draußen in der Britishen-Zone. Das soll aber nicht besagen, dass ich vielleicht darum nicht nach Haus komme. Noch so gut könnte ich es haben, so würde ich doch bei bester Gelegenheit nach Haus und damit zu Dir kommen. Ganz gleich was mir dort auch begegnen würde. Man erzählt sich hier sehr viel über diese Zone, was aber auch nicht alles glaubhaft ist. […] Heute erzählt man sich wieder, dass wir Mannschaften in den nächsten Tagen hier aus diesem Käfig heraus sollen. Was uns dann im anderen Teillager blüht, muss man abwarten. Jedenfalls hoffe ich, dann nicht mehr als Verbrecher behandelt zu werden und vor allem könntest Du mich besuchen, was hier ja nach wie vor verboten ist. Sobald dies an dem ist, teile ich es Dir mit. […] Als wir von Belgien fortfuhren träumten wir alle schon in wenigen Tagen ein paar Tanzschritte zu machen, denn keiner dachte daran, dass wir so betrogen werden. Das ist ja nun leider nicht zu ändern und ich muss sehen was nun noch alles kommt. Etwas Gutes wird es wohl kaum sein, oder es müsste ein Wunder geschehen. […]
Dein Horst
Munster-Lager, den 20.9.46 (abgestempelt 23.9.)
Meine liebe Ursel!
Zum Abschluss eines schnell vergangenen Tages, noch ein paar Zeilen für Dich. Ja heute hatte ich mal eine kleine Abwechslung, denn ich war einmal raus aus dem Zwinger zum Bäume fälle. Sehr nett war es draußen, wenn auch die Beschäftigung ein wenig ungewohnt für den ersten Moment war. Doch ich bin das Arbeiten von Belgien her noch gut gewöhnt, denn dort gab es öfter heiße Tage. So sind wir auch heute am Entlassungslager vorbei gekommen. Einige Kameraden von mir, welche mit dem Lazarettzug kamen, wurden schon gerade entlassen, während der größte Teil meiner Kameraden vom alten Lager schon gestern entlassen wurden und heute bei ihren Angehörigen sind. Nun ich habe eben Pech gehabt, dass ich bei einem Transport war, welcher in dieses Teillager geleitet wurde. Hier allerdings bemüht man sich seitens der Offiziere freiwillige Putzer zu finden um uns abzulösen. So hat uns der englische Lagerführer gestern versichert, dass die ersten Landser im Laufe der nächsten Woche entlassen werden und in weiteren Wochen der Rest. Nun daran glaube ich sogar wieder einmal, denn ein ganz kleiner Teil der Ablösung ist schon heute eingetroffen. Allerdings Leute aus der Russischen-Zone werden nicht entlassen, doch ich gehöre ja zur Englischen-Zone.
[…] An Geld habe ich bisher keine Not, dass heißt wenn es mir nicht mehr gestohlen wird, wie es mit Seife und Zigaretten immer ohne Ausnahme der Fall ist. So auch bei den gestern entlassenen Kameraden. Das würden bei mir allerhand Werte sein. Doch ich möchte dann diesen Sachen nicht nachtrauern, wenn ich die Möglichkeit habe zu Dir zu kommen. Allen ging es ja bisher so, und wenn man die Leute betrachtet, welche aus Russland kommen und nicht einmal ein paar Schuhe haben, so sind wir noch immer Millionäre. Nach hier habe ich mein Gepäck kaum tragen können und mit mir ging es allen so. Es fragt sich nun bloß wie weit man dies behalten darf. Von diesen Sachen ist allerdings bisher wenig gestohlen worden. […]
Dein Horst
Munster-Lager, den 24.9.46 (abgestempelt am 26.9.)
Meine liebste Ursel!
Bevor ich nun wieder einmal mein mehr als dürftiges Nachtlager aufsuche, möchte ich noch mit ein paar Zeilen ein wenig Deiner gedenken. Ein Schlafen ist zur Zeit doch noch nicht möglich, denn einige Mitbewohner unserer Stube halten es für unmöglich einmal vor 2400 Uhr ihr Nachtlager aufzusuchen und damit das Licht zu löschen. So suche ich mir immer am späten Abend noch eine Beschäftigung, denn an Schlaf wäre bei dem Radau doch nicht zu denken. Leider kann ich von Dir noch keine Nachricht wieder beantworten, was mich aber nicht davon abhalten soll, Dir einige Zeilen zu schreiben. Über zwei Wochen ist es nun schon her, dass ich meinen ersten Brief von hier absandte und noch immer ist keine Antwort eingetroffen. Hätte nie gedacht, dass die Post in Deutschland so schlecht läuft. Nun es wird nach wie vor an der strengen Zensur liegen, welcher gerade dieses Teillager am stärksten unterlegen ist. Ist jeder Brief geöffnet, wenn Du ihn erhälst? Dies würde mich mal besonders interessieren. Ja wenn ich aus diesem Lager kommen könnte, dann wäre ich schon einen großen Schritt weiter. Noch immer zwar spricht man davon: wir sollen abgelöst werden. Zu diesem Zweck kommen immer neue Leute herein, aber noch immer keiner von uns heraus. Immer von einem Tag zum anderen vertröstet man uns. Nach einem heutigen Gerücht soll es sogar noch drei Wochen dauern. Dieses ewige Warten auf den ersehnten Tag, dazu keine Beschäftigung, spannt die Nerven äußerst an. Doch bis jetzt bin ich von all diesen Erscheinungen des langen Gefangenenlebens unberührt geblieben, wobei hauptsächlich meine gute Beschäftigung im alten Lager eine große Rolle spielte. War das Leben dort auch eintönig, so ist es hier trostlos und hoffnungslos. Während Kameraden anderer Lager Kino und Theater haben, ist es uns nur vergönnt durch schwedische Gardinen einmal ein paar Zivilisten zu sehen. Du wirst lachen wegen der Gardinen, doch es ist so, denn der Zaun hat hier noch Eisenstäbe im Stacheldraht, wie in einem modernen Zuchthaus. Doch meinetwegen können sie noch ein paar Eisengitter bauen, denn ein Fluchtversuch auf diesem Wege wäre Selbstmord. Außerdem haben wir einfache ehemalige Soldaten noch Hoffnung bald entlassen zu werden. Was stören uns da die Gitter. Sie sollen nur den Herrschaften weh tun, welche dieses Elend verschuldet haben und nun hier sitzen und spüren, was sie nie erwartet haben. Du wirst das vielleicht nicht richtig verstehen, doch leider kann ich nicht deutlicher werden. Sollten wir bald einmal uns mündlich unterhalten können, so werde ich Dir die ganz Tragödie, was sich "deutsches Offizierskorps" nannte erzählen. Vielleicht wird auch Dich interessieren, was ich unter diesen Herren in einer Zeitspanne von über einem Jahr erlebt habe. Für manchen wird es interessant sein, einmal zu hören, was für Leuten er blind ins Verderben gefolgt ist. Das heißt ihren Befehlen. Selbst hat der größte Teil ja niemals gespürt, was Kampf Mann gegen Mann ist. Allerdings Ausnahmen bestätigen die Regel. Doch genug davon, denn es wird für Dich langweilig sei, nicht wahr? - Am vergangenen Sonntag hat uns der Lagerführer nochmals versprochen, dass der größte Teil von uns den nächsten zu Haus begehen würde. Da dachte ich nur, schön wäre es ja, wenn statt des sonntäglichen Briefes einmal ich selber erscheinen könnte. […]
Dein Horst
Munster-Lager, den 26.9.46 (abgestempelt am 28.9.)
Meine geliebte Ursel!
Nach langer Regenperiode ist heute mal wieder ein herrlicher Tag. Somit ist auch alle trübe Stimmung zum Teil für Stunden verflogen.
Doch auch andere Dinge tragen dazu bei. Vor allem Deine lieben Briefe vom 1. September und 11. September, welche ich heute erhielt.
Somit ist auch in mir wieder viel Sonnenschein eingedrungen und ich danke Dir herzlichst dafür. Ach, liebe Ursel, Du schreibst immer so lieb und nett, dass ich am liebsten noch heute zu Dir kommen möchte.
Doch so schnell geht es ja nicht. Allerdings kann ich Dir mitteilen, dass morgen, Freitag, die ersten von 250 Landsern in die Heimat entlassen werden.
Leider bin ich nicht dabei, aber vielleicht am Montag oder Dienstag nächster Woche, wie man mir sagte. Das wäre in vier Tagen.
Kannst Du Dir das vorstellen, Ursel, diese Möglichkeit in einigen Tagen bi Dir zu sein? Ach, ich würde mich ja freuen, wenn es andem wäre. Leider darf man diese Daten nur immer zur Hälfte glauben, was ein großer Nachteil ist.
Darum bitte ich Dich innigst nicht zu früh zu freuen, denn die Enttäuschung könnte groß werden.
Inzwischen wirst Du ja auch den Brief erhalten haben, worin ich Dir alles mitteilte, was ich bei einer eventuellen Entlassung zu tun beabsichtige.
Weißt du, Ursel, ich kann mir das alles gar nicht so richtig vorstellen, vielleicht schon in nächster Woche Deine liebe Stimme zu hören und Dich endlich nach dreieinhalb Jahren einmal wiederzusehen.
So unwahrscheinlich erscheint mir das alles. Nun wir lassen uns überraschen, nicht wahr, Ursel?
Dein lieber Brief vom 11.9. macht mir doch ein klein wenig Sorge. Du beabsichtigst mich sofort zu besuchen, sobald Du meine neue Anschrift hast?
Jetzt befürchte ich nun, Du, liebste Ursel, könntest schon hiergewesen sein und es war uns nicht vergönnt uns zu sehen.
Sehr vielen Kameraden ging es schon so. Ein paar Tage später haben sie dann erfahren, dass einer ihrer Angehörigen dort war.
Inzwischen haben wir nun Abendzählung gehabt und ein herrlicher Tag ist wieder unnütz vorrüber.
Wie gern würde ich nur einmal wieder an so einem Tag mit Dir einen netten Spaziergang unternehmen! Doch wer weiß wie lange es noch dauern wird bis dieser größte Wunsch von mir so wie Dir in Erfüllung gehen wird!
Ein ganz klein wenig getrübt hat sich das Bild der Entlassung schon wieder. Du siehst wie das geht. Man kündigte uns schon wieder eine Verlängerung der Zeit hier in diesem Lager an.
Nun, die morgen gehen dürfen, haben eben Glück gehabt. Doch warum sollte ich trauern darum; es gibt nur graue Haare und ändern kann ich es doch nicht.
Du bist sicher auch der Meinung, nicht wahr? Doch so hoffnungslos ist die Lage auch wieder nicht.
Um vierzehn Tage bis drei Wochen wird es sich, wie schon einmal berichtet, nur handeln.
Darum bitte ich Dich den Mut nicht sinken zu lassen und noch ein klein wenig Geduld zu haben.
Genau wie Du, liebste Ursel, bin ich der Meinung, dass es keine drei Jahre mehr dauert bis zu unserem Wiedersehen.
[...]
Du schreibst, die Hauptsache ist, ich wäre erst einmal in Deutschland! Das habe ich auch immer gedacht und mit keiner Idee so ein Leben hier erwartet.
Das war nun persönliches Pech, indem es mich in dieses Lager getrieben hat, worin alles das verboten ist, was ich so heiß ersehnte und schon hundert Meter weiter erlaubt weiß.
Ist das nicht ein quälendes Gefühl, so zurückgesetzt zu sein?
Zwar hat man auch viele Erleichterungen für dieses Lager versprochen, doch wer weiß, wann es einmal in Erfüllung gehen wird. Man kann und darf hier nichts mehr glauben, um sich nicht selbst zu betrügen.
Morgen allerdings ist eine Musikveranstaltung. Ein Tanzorchster wird moderne Tanzweisen spielen. Was nützt uns aber die Musik, wenn jeder Blick danach wieder die schwedischen Gardinen sieht, hinter welcher wir sitzen.
Oder was noch schlechter ist! Tanzen kann man doch nicht. Viele interessiert dieses gar nicht, denn sie haben schon jede Lebenslust verloren und man fällt sofort in Ungnade, wenn man nur davon spricht.
Überhaupt, das ewige Massenquartier ist schon etwas, was Nerven kostet. Nie hätte ich gedacht, dass es so viel Unvernunft geben kann wie gerade hier in Gefangenschaft.
Wie ein Traum ist der Gedanke, einmal vielleicht wieder allein oder mit Dir beieinander zu sein und alle Ruhe znd Zufriedenheit der Natur zu genießen.
Keine Sekunde vergeht hier, wo man nicht hunderte und gar tausende von Menschen sieht. Du kannst Dir das gewiss nicht vorstellen, denn wenn man allein ist, sehnt man sich nach Gesellschaft.
So ging es mir auch, doch vor dieser eintönigen, zänkischen Gesellschaft hier danke ich vielmals. Kennst du das nette Lied "In fünfzig Jahren ist alles vorbei!"?
Dies fällt mir gerade ein und ich muss diesem Vers zustimmen, denn es verjagt mit einem Ruck alle augenblicklichen Sorgen.
Ja, wenn die Hoffnung nicht wäre, ich glaube, da würde es kein Lebewesen mehr geben. Wer hoffnungslos ist, ist ja auch lebensmüde. Dies möchte ich nun gerade für mich nicht zutreffend bezeichnen,
weil gerade in letzter Zeit die Hoffnung auf ein neues Leben den größten Platz in meinen Gedanken einnimmt. Möge es uns zwei vergönnt sein, dass unser gemeinsames Hoffen doch bald belohnt wird.
[...]
Auf der neuen Anschrift habe ich leider noch immer keine Zeile bekommen, obwohl ich nun schon so lange hier verweile.
Meinen Kameraden geht es nicht besser und so heißt es eben weiter warten.
Nur gut, dass uns wenigstens die alte Post nachgesandt wird. Ist schon Post zurückgekommen?
Sonst geht es mir gut, was ich von Dir und Deinen Eltern ebenfalls hoffe. Jetzt habe ich sogar eine Beschäftigung, und weißt Du was?
Kartoffelschäler!! Kannst Du Dir das vorstellen, so eine manhafte Position? Soll ja "nur" bis zur Entlassung sein. In der Schlosserei des alten Lagers habe ich auch "nur" bis zur Entlassung angefangen und es wurde weit über ein Jahr daraus, was ich allerdings diesmal nicht hoffe.
Die Briefe, welche ich heute erhielt, waren mit Briefmarken versehen. Dies ist nicht notwendig, denn Briefe an Kriegsgefangene sind nach wie vor: "Gebührenfrei".
Es muss allerdings darauf stehen: "Kriegsgefangenenpost, Gebührenfrei!" Dies gilt auch für die neue Anschrift.
Nun habe ich wieder bald eine ganze Zeitung geschrieben und weiß gar nicht wie. Es macht mir eben Spaß und Freude Dir zu schreiben und Du wirst Dich ja auch nicht gerade ablehnend dazu zeigen, nicht wahr?
Doch für heute möchte ich nun schließen, denn es wäre normalerweise Schlafenzeit, nur die Herren Kartenspieler sind wieder einmal anderer Meinung.
Morgen allerdings sind diese alten Herren schon dabei und so werden uns Zurückbleibenden vielleicht noch ein paar ruhige Nächte vergönnt.
Es verbleibt mit tausend lieben und herzlichen
Grüßen für dich,
Dein Horst
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(aus amerikanischer Gefangenschaft in Frankreich)
8.12.44 (erhalten 24.1.46)
Mein liebes Frauchen!
Hast Du rote Karte aus amerikanischer Gefangenschaft erhalten? Befohlener Durchbruch gescheitert, da zu viel Männer, die ich nicht allein lassen konnte. Leichte Fleischwunde unter linkem Auge bereits geheilt. Brille entzwei. Hatte Ersatzbrille bei mir. Bei zweitem Beschuss nur Treffer auf Stahlhelm. Bitte schreiben, wenn's auch vielleicht nicht ankommt, da noch nicht im Stammlager. Ich bin noch gesund. Dein Geburtstagspaket leider zurückgeblieben. Bei Evakuierung werdet Ihr alle bleiben müssen. […] Allen gesegnete Weihnachten. In innigster Liebe
Otto
(aus britischer Gefangenschaft in Belgien)
21.4.1946
Meine herzlich Geliebten! Gesegnete Ostern! Osterfreude: wir dürfen heute zum 2. X schreiben, anscheinend jede Woche einmal. Heute ist es leider kalt, weil sich die Sonne Flanderns hinter Wolken versteckt hat. Habt Ihr ein warmes Zimmer? Schreibt bitte Einzelheiten, wie es Euch geht. In innigster Liebe grüßt Euch Euer Otto
30.4.1946
Mein liebes Mütterchen und Tante! Dürfen heute seit dem 1.5.1945 zum 3. Mal an Euch schreiben. Wie geht es Euch gesundheitlich? Habt Ihr genug zu essen und ein warmes Zimmer? Denke viel, viel an Euch. Habe jetzt doch Hoffnung, bald bei Euch zu sein. […]
4.6.1946
Meine Lieben!
An Sonn- und Feiertagen wird das Einerlei des Lagerlebens durch Morgengottesdienst unterbrochen. Er wird von kriegsgefangenen Pfarrern gehalten. Ich pflege mich an diesen Tagen mehr meiner Neigung als meiner - vielleicht auch nur vermeintlichen - Pflicht gemäß zu beschäftigen. Ich lese in religiösen Büchern. Damit versorgen mich vor allem meine beiden katholischen Bettnachbarn. Der eine davon dürfte jetzt wohl wieder die Luft seiner schwäbische Heimat genießen. Der andere ist aus dem Saargebiet und wartet mit mir auf seine Entlassung. Einen großen Teil des Sonntags verbringe ich auch damit, dass ich auf meinem Strohsack liege und versuche, mir Euer gegenwärtiges Ergehen und die Zukunft auszumalen. So war es auch am letzten Sonntag nach dem Abendbrot, das wir täglich schon um 1645 Uhr einnehmen. Am Eingang der langen Baracke, in der wir mit anfangs über 50 und mit jetzt 22 Mann liegen, wurde die eingegangene Post ausgerufen. Ich hörte kaum hin, da sie so spärlich kommt, dass man kaum zu den glückliche Empfängern zählt. Da war es mir, als ob mein Name genannt worden wäre. Tatsächlich, gleich drauf wurde mir Eure Karte vom 5.5. in die Hand gedrückt. War das eine Freude, insbesondere darüber, dass Fritz noch lebt! Herzlichen Dank für Eure lieben Grüße und Wünsche. Ich hoffe sehr, dass ich bald auch Einzelheiten über Euer Ergehen erfahre. Frohe gesegnete Pfingsten. Für mich leider noch hinter Stacheldraht. Herzlichst Euer Otto
23.7.1946
Liebe Eltern, […] Es war heute ein herrlicher Sommertag. Leider hat er mir aber keine Post aus der Heimat gebracht. Vom 16.6. war die letzte. Wie geht es Euch? Ich muss zufrieden sein. Mussten einen großen Fragebogen ausfüllen. Er bildet die Grundlage für die jetzt beginnenden Vernehmungen. Ich werde wohl nächste Woche drankommen. Herzliche Grüße Euer Otto
31.7.46
Mein liebes Mütterchen, Tante, Frauchen und Bubi!
Es ist nach 17 Uhr. Sind vom Abendbrot gerade zurückgekommen. Wir essen abends sehr früh: 16 Uhr 45. Morgens: 7 Uhr 45 und mittags 12 Uhr. Es ist leider wieder überhaupt keine Post gekommen. Die vergangene Woche überhaupt sehr wenig. Liegt vielleicht an der Zensur. Jedenfalls habe ich seit Eurem Brief vom 16.6. keine Post mehr erhalten. Das ist nicht schön, aber in Amerika war ich ja noch viel, viel länger ohne Nachricht von Euch. Unser 1. Lager war dort bekanntlich in Dermott, Staat Arkansas. Sehr feuchtheißes, fast tropisches Klima. Im Sept. 1944 gab der Provost Marshal, dem alle Kriegsgefangenen unterstehen, bekannt, dass jeder Kriegsgefangener, der nach der Genfer Konvention nicht zur Arbeit verpflichtet ist, dann, wenn er sich freiwillig zur Arbeit melde, bevorzugt nach Hause käme. Daraufhin habe ich mich zur Arbeit gemeldet u. mit mir ungefähr die Hälfte des Lagers, etwa 3500 Mann. Sie kamen teils in den Staat Arizonas zur Baumwoll-, Idaho zur Kartoffel- u. Montana zur Zuckerrübenernte. Zu der letztgenannten Gruppe gehörte ich. Von dort kamen wir nach einem Zwischenlager im Staate Idaho nach Ogden, Staat Utah. Dort arbeiteten wir in einem Depot der Wehrmacht. Dank weitgehendster Maschinenarbeit war die Arbeit sehr leicht. Bei unser Verabschiedung sagte der amerikanisch Lagerkommandant, durch unsere Arbeit hätten wir uns als Mitarbeiter erwiesen und kämen dafür jetzt nach Hause. Sehr viele sind hier schon entlassen worden. Einmal werde ich auch dabei sein. Ein schönes Wort für diese Lage fand ich heute Morgen in Klagelieder 3,26. Müssen jetzt alle Fragebögen mit vielen, vielen Fragen ausfüllen, ich vorgestern. […] Euer Otto
27.8.1946
Meine Lieben! Neue Post habe ich seit letzte Freitag nicht erhalten. Meinen Sonntagsbriefbogen habe ich an Herrn Leber gesandt. Einverstanden!? Hier mehren sich die Zeichen für die bevorstehende Lagerverlegung. Die neue Anschrift lautet: P.O.W. Camp 2233, (20) Munsterlager, Reg.-Bezirk Lüneburg, B.A.O.R., British Zone. Dorthin schreibt bitte nach Erhalt dieser Karte, aber nur vorläufig Karten, falls die Verlegung wieder verschoben wird. Hierher gehende Post wird nachgesandt. Gott befohlen. Herzlichst Euer Otto
1.9.1946
Mein liebes Mütterchen, Tante, Frauchen und Bubi!
Unsere Habseligkeiten sind gepackt und bereits im Gepäckwagen verstaut. Im Gegensatz zu sonst steht dieses Mal der Transportzug im Lager und besteht er nicht aus Güter, sondern Schnellzugwagen. Ich wäre mit einem offenen Güterwagen zufrieden, wenn ich zu Euch fahren und endgültig für immer Bei Euch bleiben dürfte. Leider werden von den 250, die aus meiner Lagerabteilung mitfahren, nach den bisherigen Anordnungen nur 7 entlassen. Wir anderen und die in den beiden folgenden Transporten noch nachkommen müssen im Munsterlager weiter warten, was über uns beschossen wird. Vielleicht wird diese Entscheidung nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen, sobald die Wahlen vorbei sind und in Nürnberg das Urteil über die angeklagten Organisationen gefällt ist. Schreibt bitte jetzt an: P.O.W. Camp 2233, (20) Munsterlager, Reg.-Bezirk Lüneburg, B.A.O.R. British Zone. Mit Karten bin ich zufrieden, aber Ihr dürft mir nichts verschweigen. Ich hätte gerne noch hier Post von Euch erhalten, aber leider ist auch heute nichts gekommen. Die Post soll ins Munsterlager nachgesandt werden. […] Wenn der Zug morgen ab 12 Uhr der Heimat zu rollt und ich, wie dann üblich, nachts nicht schlafen kann, werde ich besonders viel an Euch denken. Am Dienstagnachmittag sollen wir im Munsterlager ankommen. Mein Bettnachbar Kremer ist erst zum 2. Transport, der am 7.9. abgeht, eingeteilt worden. Wir fürchten sehr, dass wir dadurch im Munsterlager voneinander getrennt bleiben werden. Seid Gott befohlen. Es grüßt und küsst Euch vielmals in innigster Liebe Euer Otto
(aus britischer Gefangenschaft in Deutschland)
Munster-Lager, den 6.9.1946
Meine liebe Tante R[…], Mütterchen, Frauchen u. E[...]!
Nun sind wir in Deutschland hinter Stacheldraht. Am vergangenen Montag fuhren wir um 1130 Uhr ab und kamen Dienstag um 2130 Uhr hier an. Unterwegs bekamen wir in Krefeld und Minden warme Verpflegung, abgesehen von kalter. Wir sind hier in Kasernen untergebracht. Die Belegungsstärke in den einzelnen Stuben richtet sich selbstverständlich nach dem Dienstgrad. In meinem Zimmer sind wir zu fünf. Da es mit 6 belegt werden muss, hoffe ich , dass es am Sonntag, wenn der 2. Transport eintrifft, gelingt, als 6. Mann meinen alten Bettnachbarn Kremer, der mit diesem Transport kommt, in unsere Bude zu bekommen. Auf diese Weise lerne ich jetzt noch deutsche Kasernen von innen kennen. Der in solchen Gebäuden übliche Lebensstil scheint nun bei manchen wieder aufleben zu wollen. Das kann mir durchaus nicht gefallen u. erhöht nur meinen Wunsch, endlich dem Stacheldraht zu entrinnen. Aber bis die übergeordnete Kommission, die über unser weiteres Schicksal entscheiden soll, mit ihrer Tätigkeit beginnen wird, dürfte noch einige Zeit vergehen. Man wird wohl mindestens warten, bis der nächste Verlegungstransport hier ist. Umstehend meine neue Anschrift. Titel und Gefangenen-Nummer dürfen hier wegbleiben. Beides lasst zweckmäßigerweise weg. Vergesst aber nicht, über die Anschrift "Kriegsgefangenen-Post" zu schreiben, weil dann kein Porto zu bezahlen ist. Was Ihr schon unter den bereits angegebenen Anschriften hierher abgesandt habt, hoffe ich noch zu bekommen und zwar möglichst bald, denn die letzte Post, die ich von Euch erhalten habe, ist vom 3.8. Wir bekommen hier keine vorgeschriebenen Karten und Briefbögen mehr zum Schreiben, sondern müssen uns jetzt das Papier selbst beschaffen. Wir hoffen, davon bald mit Hilfe unseres Wehrsoldes kaufen zu können. Wir dürfen monatlich 6 Briefe und 8 Postkarten schreiben, also verhältnismäßig viel. Bei den Rauchern herrscht große Freude darüber, dass wir hier täglich 1 Zigarette erhalten. Während unserer Eisenbahnfahrt betrachtete ich mir die Gärten. Wie sieht unserer aus? Seid Ihr mit dem Ertrag zufrieden? Ist unser alter Garten unbebaut? Ich wiederhole meine dringende Bitte, dass Ihr im Herbst den Garten keinesfalls umgrabt. Ihr müsst Euch unbedingt schonen. Ich lese augenblicklich in einem französisch geschriebenen Buch über den Gartenbau in der Schweiz, das ich im alten Lager kaufen konnte. Sind die Bücherpakete und das Paket mit der Uniform inzwischen eingetroffen? Wenn ich wohl auch keine Verwendung mehr für die Bücher haben werde, dann doch hoffentlich E[…]. Ab nächsten Herbst muss er schon in die Schule. Das will mir nicht recht in den Kopf hinein. Aber ein Lehrer hat es mir gesagt und da muss es wohl schon stimmen. Wie viel cm ist E[…] groß und wie schwer? Und Euer Gewicht? Wie steht es mit Kartoffeln und Kohlen für den Winter? Wie arbeitet die Drahtwerk und die andere Industrie in unserer Heimat? Sind bei Euch auch Wahlen und welche Parteien können gewählt werden? Bekommt Ihr noch 1050 Kalorien? Ist eine Erhöhung in Aussicht genommen? Bekommen die Städte mehr? Bin mit Karten zufrieden. Schreibt aber bitte auch genau, wie es Euch gesundheitlich geht. Ist K[…] wieder zu Hause […] in der Hoffnung auf ein Wiedersehen Euer Otto. Habe wohl doch zu klein geschrieben. Hoffentlich wird es nicht von der Zensur beanstandet.
Munsterlager, den 26.3.1947
Mein liebes Mütterchen, Tante, Frauchen und Bubi!
Leider habe ich noch immer keine Post von Euch erhalten. Wenn es nur nicht schon wieder ein schlechtes Zeichen ist! Gott schenke Euch Kraft und Gesundheit! Das ist heute in dem entsetzlichen schweren Lebenskampf noch wichtiger als früher. Euch dabei nicht helfen, nicht mit Euch leiden zu dürfen, ist für mich das Schlimmste in der Gefangenschaft. Ihr baldiges Ende glaubte ich Euch im Januar mitteilen zu dürfen. Leider habe ich mich damals sehr geirrt und Euch unberechtigte Hoffnungen gemacht. Trotzdem halte ich es für richtig, Euch heute zu schreiben, dass die deutsche Lagerleitung gestern eine neue Entlassungsliste bekam, hauptsächlich mit Namen solcher, die ihre ??????bung beantragt haben; darunter auch mein Name. Nach dem bisherigen Verlauf der Dinge dürfte ich nun hoffen, gegen Ende April entlassen zu werden, aber ich wage fast nicht, diesen Termin zu nennen, zumal man nicht weiß, ob und wie lange über Ostern die Arbeit ruht. Wir wollen uns deshalb keine übertriebenen Hoffnungen machen, andererseits dürfen wir uns jedoch wohl darüber freuen, dass nunmehr etwas mehr Hoffnung auf baldige Entlassung besteht, als es bisher der Fall war. Wie mir Onkel Fritz schreibt, hat mein Schwiegervater etwas Land gepachtet im Hinblick auf meine Rückkehr. Wer wird es jetzt bestellen? Habt Ihr Hilfe bekommen? […] Gott sei bei Euch und helfe Euch, in Eurer Not! Er schenke uns ein gesundes Wiedersehen! […] Euer Otto
Im September 1947 schreibt Otto K. aus dem Gefängnis in Bad Kreuznach und anschließend aus dem Camp d'Internés Civils No. 51 Diez-Ost Lahn.
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(Dr. Heinrich Scheit aus dem Offizierslager-KII in Munsterlager)
Munsterlager, den 11. Juli 1946
Meine geliebte Schwester!
Was bin ich Dir dankbar für Deine Kartengrüße, die sehr schnell ankamen. Es waren Karten vom 3., 5. und 8 Juli, noch alle
mit der Anschrift PW 2233 Camp. Unterdessen wirst du ja meine genauere Anschrift erhalten haben. Vielleicht kannst Du immer
bei einem Schreiben das Datum meiner letzten Schreiben angeben zur Kontrolle. - Ich schreibe heute noch an [...] zum Geburtstag.
- Ich lege einen Brief von Eddchen für Dich bei. Liebe gute [...]! Ich bin doch recht traurig, dass ich in Hamburg mit Dir nicht still u.
eingehend über unseren Krischan gesprochen habe. Aber ich konnte es nicht: Ich brauche dazu Ruhe. Nur um Worte zu machen,
ist es wohl nicht nötig. Du weißt, was Krischan auch für mich war u. wie gern ich meine Gedanken über ihn mit Dir besprochen hätte. Ja, mein
einzig geliebtes Sonnichen: Es gibt so viel, was ich Dir zu erzählen hätte. Was ich mir mal von der Seele sprechen müsste; aber
dazu braucht es Zeit u. Ruhe. Ich rechne mit nichts mehr, da ich nicht enttäuscht werden möchte. Aber die Möglichkeit, dass
wir einmal zusammen leben, wirklich leben, ganz, ganz einfach, aber doch so, dass man nicht zum Tier wird, bleibt ja noch.
Ich möchte Dir doch noch gern etwas von der Liebe u. der Stütze, die Du für mich bist, vergelten. - Zu schön, dass Olaf da ist.
Es ist für ihn so sehr wichtig, dass er Euren Umgang hat. Ich will ihm auch gleich schreiben. - Wie kann ich an Herbert schreiben?
Wir müssen Herbert doch, wenn er nun noch Tante Gried verlieren sollte, recht eng an uns schließen; er ist uns ja ein Bruder fast.
- Ich habe nun meine Zähne untersuchen lassen; wahrscheinlich müssen sie alle heraus, es sind aber nur noch 9 Stück. Ich habe
das Glück, dass sich ein Kiefernchirurg u. Zahnarzt meiner sehr annimmt. Auch habe ich hier einen früher Beamten von mir aus Berlin getroffen, der
rührend zu mir ist. Mit der Unterkunft u. der Verpflegung bin ich sehr zufrieden! Leider bekomme ich kein Geld mehr als General.
Ich habe ja aber genug in der Brieftasche. - Bisher also habe ich alles über Erwarten angenehm getroffen. Ich bin hier viel mit einem
General v. Horn zusammen, dessen Familie in Göttingen wohnt. - Siems ist mir noch kein rechter Begriff. Schreibe mir mal darüber.
In Liebe Dein Bruder Heinrich Scheit
An Mutter schreibe ich heute noch.
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(Obsch. Walther Roth aus dem B-Lager)
Kriegsgefangenenlager Datum: 17. Juni 1946
Liebste Mutti!
Nach dreitägiger Bahnfahrt sind wir in Deutschland gelandet und harren der Dinge, die da kommen sollen.
Das Wetter ist unfreundlich und regnerisch, das gibt wieder Erkältung. Hoffentlich geht es bald nach Hause.
Schreibe nicht mehr nach Italien. Bin noch auf dem Posten!
Herzl. Grüße u. Küsse
Vati
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